Implementierungspotential der Sprachenpolitik im Bildungssystem Südafrikas : eine Untersuchung in den Provinzen Gauteng, Limpopo und North West

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2017

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Sprachenpolitik in Bildungssystemen beeinflusst, neben einer Vielzahl weiterer Faktoren, sehr entscheidend die Bildungserfolge der Schüler. In fast allen Staaten Sub-Sahara Afrikas wird in der offiziellen Sprachenpolitik nur in den ersten Jahren der Grundschule eine der indigenen Sprachen als Unterrichtssprache verwendet und meist erfolgt bereits während der Grundschulzeit ein Wechsel auf die ehemalige Kolonialsprache. In der südafrikanischen Verfassung von 1996 sind elf offizielle Sprachen mit neun Bantusprachen, Afrikaans und Englisch aufgelistet. Die Verwendung innerhalb des Bildungssystems ist jedoch von weiteren Rahmenbedingungen und Vorgaben beeinflusst, insbesondere durch die 1997 formulierte Language in Education Policy (LiEP), die ebenso wie die Verfassung grundsätzlich eine multilinguale Sprachenpolitik vorsieht. Trotz dieser multilingualen Sprachenpolitik führten die nationalen curricularen Entwicklungen zu einer Bevorzugung von Englisch und Afrikaans. Einzig in den ersten drei Jahren, der Foundation Phase, sind alle elf Sprachen als Unterrichtssprache vorhanden und die Bantusprachen werden überwiegend verwendet. Ab der 4. Klassenstufe hingegen sind dies dann nahezu ausschließlich Afrikaans und Englisch. Um die Implementierung der offiziellen Sprachenpolitik innerhalb des Bildungssystems Südafrikas zu analysieren, untersucht diese Dissertation mit Gauteng, Limpopo und Nord West drei der neun Provinzen Südafrikas. Dies geschieht durch ein sequentielles Mixed Methodology Design. Zunächst gab es Leitfadeninterviews mit verschiedenen Vertretern des südafrikanischen Bildungssystems, ehe daran anschließend die Befragung von über 3.000 Lehrern an öffentlichen Grund- und Sekundarschulen erfolgte. Zudem fand eine Erfassung der jeweiligen Sprachenpolitik-Dokumente an den ausgewählten Schulen statt. Ziel dieser Datenerhebung und deren anschließenden explorativen statistischen Auswertung war es, einen Einblick in die Spracheneinstellung und die tatsächliche Sprachenpraxis auf dem Mikro-Level, also jedes befragten Lehrers, zu bekommen. Dabei wird untersucht, 1. inwieweit ein Unterschied zwischen der offiziellen Sprachenpolitik und der täglichen Sprachenpraxis vorliegt, 2. ob geographische Unterschiede der sprachlichen Kompetenzen und Sprachenpolitik sowohl zwischen den drei Untersuchungsprovinzen als auch innerhalb der Provinzen existieren und 3. wie die Spracheneinstellungen der Lehrer und involvierten Personen die Sprachenpolitik an Schulen beeinflusst1. An den Schulen in den drei untersuchten Provinzen liegen teilweise große Unterschiede zwischen der offiziellen Sprachenpolitik und der tatsächlichen, täglichen Sprachenpraxis vor. Insgesamt gibt es Lehrer, die vollumfänglich die offizielle Sprachenpolitik umsetzen, aber auch Lehrer, die bisweilen v. a. in der mündlichen Kommunikation neben Afrikaans und Englisch auch eine oder mehrere Bantusprachen in ihren Unterrichtsstunden verwenden und Lehrer die größere Unterrichtsabschnitte in einer der Bantusprachen sowohl mündlich, als auch schriftlich kommunizieren. 2. Hinsichtlich der sprachlichen Kompetenzen der befragten Lehrer werden Unterschiede erkennbar. Gauteng bildet eine multilinguale Provinz, etwa 29 % sind Afrikaans-Sprecher und jeweils knapp über 10 % Englisch-, isiZulu-, Sesotho- und Setswana-Sprecher, wohingegen Limpopo klare räumliche Konzentrationen der Bantusprachen aufweist und in der ca. 30 % Sepedi-Sprecher und je 20 % Tshivenda- und Xitsonga-Sprecher sind. In Nord West dominiert mit Setswana eine Bantusprache, so ist die überwiegende Anzahl der befragten Lehrer Setswana-Sprecher, lediglich im Dr. Kenneth Kaunda Distrikt arbeiten viele Sesotho-Sprecher, neben einer größeren Anzahl an Afrikaans-Sprechern. 3. Gerade auch die Spracheneinstellungen der interviewten Schuldirektoren offenbarten deren Einfluss auf die Sprachenpolitik der Schule, genauso wie die Quantität und Qualität der Sprachenpolitik-Dokumente die große Spannbreite von südafrikanischen Schulen inklusive deren Management aufzeigen.


Language policy within the education system influences the educational outcome for the pupils, next to many other factors. Nearly all Sub-Saharan African states use their indigenous language(s) as Language of Learning and Teaching (LoLT) only at the beginning of primary schools before the previous colonial language is been utilized. The South African Constitution of 1996 declares eleven official languages, nine of them are Bantu languages next to English and Afrikaans. Language policy is influenced by many other factors and regulations within the education system, in particular the Language in Education Policy (LiEP) from 1997, which aims for a multilingual language policy same as the Constitution. Despite this multilingual language policy the curricular developments favour Afrikaans and English. Only at the first three years of schooling, the so called Foundation Phase, all eleven official languages are uses as LoLT and the nine Bantu languages constitute the vast majority. From grade 4 onwards nearly at all schools only Afrikaans and English are used as LoLT. To analyse the implementation of the official language policy at the South African education system, this PhD thesis has its research focus on Gauteng, Limpopo and North West province. Semi-structured interviews with various stakeholders of the South African education system were done. After that over 3.000 teachers from public primary and secondary schools answered a questionnaire. Next to it a collection of the official language policy documents at the researched schools was done. The aim of this data collection and the exploratory statistical analysis was to get an insight view into the individual teachers language attitudes and the daily language practice at a micro-level. Hence this PhD thesis researches 1. To what extent a difference between the official language policy and the daily language practice exists, 2. If regional differences regarding linguistic repertoire and language policies both between the three research provinces and within each research province are visible and 3. how language attitudes of the teachers and involved stakeholders influence the language policy at schools 1. Schools at the three researched provinces showed quite significant differences between the official language policy and the real daily language practice. Some teachers implement the official language policy entirely, other teachers use one or more Bantu languages in their oral communications during the lessons next to Afrikaans and English and some teachers communicate even larger parts during their lessons in one of the Bantu languages and even do not restrict themselves to the oral communication, but rather also the written communication2. Regarding the linguistic repertoire of the researched teachers differences become obvious. Gauteng is a very multilingual province, around 29 % have Afrikaans as their L1 and roughly about 10 % each are English, isiZulu, Sesotho and Setswana speakers, whereas in Limpopo clear regional concentrations of the Bantu languages prevail and around 30 % are Sepedi and each 20 % Tshivenda and Xitsonga speakers. In North West Setswana is the dominating language, therefore the vast majority of the researched teachers are Setswana speakers. Only at the Dr. Kenneth Kaunda district many teachers who work there are either Sesotho or Afrikaans speakers.3. In specific the language attitude of the interviewed principals showed their influence on the language policy of a school. Similar to that also the quantity and quality of the language policy documents indicate the huge range of the South African schools and their management.

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