Untersuchungen zur Klassierung von abnormal-repetitiven Verhaltensweisen bei Hunden
Kaulfuß, Patricia
Originalveröffentlichung:
(2011) Giessen : VVB Laufersweiler
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URN: urn:nbn:de:hebis:26-opus-82568
URL: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2011/8256/
Universität
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut:
Klinikum Veterinärmedizin
Fachgebiet:
Veterinärmedizin
DDC-Sachgruppe:
Landwirtschaft
Dokumentart:
Dissertation
ISBN / ISSN:
978-3-8359-5793-0
Sprache:
Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung:
11.07.2011
Erstellungsjahr:
2011
Publikationsdatum:
21.07.2011
Kurzfassung auf Deutsch:
Abnormal-repetitive Verhalten (ARV) umfassen verschiedene Verhaltensstörungen,
deren auffälligstes Merkmal die abnormal häufige Wiederholung von
Verhaltensweisen ist. ARV treten auch bei Hunden auf und umfassen mitunter
„Koprophagie“, „die eigene Rute jagen (Kreiseln)“, „Lichtreflexe jagen“, „Schatten
anstarren“ und „psychogene Leckdermatitis“. In der Humanpsychologie werden ARV
unter anderem in Stereotypien und Zwangsstörungen unterteilt. Bei Stereotypien wird
ein bestimmtes Bewegungsmuster meist ziellos, jedoch gleichförmig wiederholt,
während es bei Zwangsstörungen in gewissem Maße variabel, jedoch sehr
zielgerichtet ausgeführt wird. Eine klare Zuordnung verschiedener ARV bei Hunden
zu Stereotypien und Zwangsstörungen ist aufgrund ihrer phänomenologischen
Eigenschaften jedoch meist nicht möglich.
Stereotypien und Zwangsstörungen unterscheiden sich auch auf neurologischer
Basis. In Studien an autistischen Kindern konnte gezeigt werden, dass sie mit
unterschiedlichen Formen von Perseveration in spezifischen Verhaltenstests
korrelieren. Während Stereotypien mit rekurrenter Perseveration, dem
unangebrachten Wiederholen einer Verhaltensreaktion, verbunden waren,
korrelierten Zwangsstörungen mit stuck-in-set Perseveration, dem unangebrachten
Festhalten an bestimmten Verhaltensregeln. Ausgehend von diesen Erkenntnissen
sowie von vergleichbaren Untersuchungen an Primaten und Labornagern wurden
daher in der vorliegenden Arbeit Verhaltenstests zur Unterscheidung von rekurrenter
und stuck-in-set Perseveration entwickelt und auf ihre Eignung zur Klassierung von
ARV bei Hunden in Stereotypien und Zwangsstörungen getestet. Damit sollte eine
zuverlässigere Diagnose dieser Verhaltensstörungen ermöglicht und eine gezieltere
Therapie mit besseren Therapieerfolgen bei geringeren unerwünschten
Nebenwirkungen angestrebt werden.
Dazu wurden im Rahmen dieser Dissertation drei Studien durchgeführt.
Weder bei den Hunden mit ARV insgesamt, noch bei Hunden mit bestimmten ARV
bewirkte das mit Tryptophan angereicherte Futter eine signifikante Besserung in der
Dauer oder Frequenz des auffälligen Verhaltens. Hunde mit Koprophagie zeigten
jedoch unabhängig von der verabreichten Substanz eine signifikante Besserung
während des Studienverlaufes. Zudem konnte bei diesen Hunden eine signifikante
Korrelation zwischen der Häufigkeit der Kotaufnahme und der Häufigkeit der
Konfrontation mit Kot festgestellt werden. Dieser Nebenbefund deutet darauf hin,
dass eine Vermeidung des Kontakts mit Kot ein Ansatz zur Verminderung von
Koprophagie darstellt. Dagegen konnten anhand der oralen Gabe von L-Tryptophan
keine Rückschlüsse auf eine mögliche Diagnose von Zwangsstörungen gezogen
werden. Dies könnte einerseits an der schwachen Ausprägung der ARV bei den
untersuchten Hunden liegen, andererseits aber auch an einer zu kurzen
Behandlungszeit. Entsprechend sind auch hierzu weitere Untersuchungen unter
kontrollierten Bedingungen erforderlich.
Kurzfassung auf Englisch:
Abnormal-repetitive behaviours (ARBs) are a subset of behaviours that are frequently
repeated, invariant in motor output, and independent of environmental interaction or
goal. Furthermore they are apparently functionless, maladaptive, self-injurious, and
inappropriate or odd. They are common in dogs and are shown as different
behaviour patterns, such as coprophagia, lick granulomas, tail chasing, light chasing
and shadow staring. Two of the most common types of ARBs are stereotypies and
compulsive behaviours. In human medicine stereotypies and compulsive behaviour
are distinguished based on measurable characteristics. For example, a stereotypy
comprises the abnormal repetition of a motor pattern that has no obvious goal,
whereas a compulsive behaviour is characterized by the abnormal repetition of a
behavioural goal while the motor pattern may be variable. However, a clear
differentiation of ARBs based on their phenomenological characteristics is often not
possible.
Stereotypies and compulsive disorders also differ with respect to the underlying
neurobiology. Studies in humans have shown that both stereotypies and compulsive
behaviours are associated with neural dysfunctions resulting in perseverative
behaviour in test situations. However, while stereotypic behaviour is associated with
recurrent perseveration - the inappropriate repetition of previous responses -
compulsive behaviour is associated with stuck-in-set perseveration - the
inappropriate repetition of attentional sets or goals. The aim of the present
dissertation was to develop behavioural tests for use with dogs to assess these
different types of perseveration. Furthermore, the tests should be used to classify
ARBs in dogs into stereotypies and compulsive behaviour with the intent of improving
strategies to prevent or treat ARBs in dogs. In order to meet these goals, three
studies were conducted.
There was no significant effect of treatment on the frequency or duration of ARBs.
However, a significant improvement was shown in the dogs with coprophagia
regardless of the substance applied. Furthermore, a significant correlation between
the frequency of confrontation with feces and the frequency of coprophagia was
found in these dogs. This incidental finding shows that the avoidance of feces may
be an important first step in the behavioural therapy of coprophagia. The present
results indicate that dietary supplementation with tryptophan is ineffective for
detecting compulsive behaviour in dogs. However, several reasons may account for
this finding. The dosage may have been too low and/or treatment too brief to
demonstrate measurable improvements. Furthermore, the severity of the ARBs may
again have been too mild to find differences to healthy dogs. Further research under
controlled conditions is needed to clarify this.
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