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Sportartspezifische kardiorespiratorische und metabolische Leistungsdiagnostik sowie geschlechtsspezifische Besonderheiten in der spezifischen Leistungsfähigkeit im Triathlon

Henne, Claudia


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Universität Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut: Professur für Sportmedizin, Institut für Sportwissenschaft; Medizinisches Zentrum für Innere Medizin
Fachgebiet: Medizin
DDC-Sachgruppe: Medizin
Dokumentart: Dissertation
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 31.10.2002
Erstellungsjahr: 2002
Publikationsdatum: 06.12.2002
Kurzfassung auf Deutsch: In der Saison 1995/96 wurden am Lehrstuhl für Sportmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen 11 Triathletinnen der regionalen
Spitzenklasse Mittelhessens 3 verschiedenen leistungsdiagnostischen Tests unterzogen. Die Sportlerinnen absolvierten eine
erschöpfende Fahrradspiroergometrie im Sitzen, einen Feldtest - Lauf sowie einen speziell entwickelten
Triathlon-Wettkampfsimulationstest im Labor.


In der Dissertation werden die von uns erhobenen Befunde vergleichend mit den leistungsmedizinischen Parametern von Triathletinnen, die
an anderen Instituten erhoben wurden, diskutiert.



Des Weiteren hatten wir unsere Ergebnisse mit den von RÜB 1991 bei einer ähnlichen Testreihe mit Triathleten am Institut erhobenen
Werten verglichen.


Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden:


1.Nach der von MEDAU und NOWACKI 1985 vorgeschlagenen Beurteilung können die von uns untersuchten Sportlerinnen dem sehr
guten, teilweise sogar dem Hochleistungsbereich hinsichtlich der während einer erschöpfenden Fahrradspiroergometrie erbrachten
Maximalleistung zugeordnet werden. Die mittlere Maximalleistung betrug 4,8 ± 0,4 Watt/kg KG.


2.Auch hinsichtlich der gewichtsbezogenen maximalen Sauerstoffaufnahme lassen sich unsere Probandinnen nach verschiedenen
Klassifikationen (BACHL 1986, P.E.und N.S. Nowacki 1998) dem sehr gut trainierten, teilweise dem Hochleistungsbereich zuordnen.
Die maximale relative Sauerstoffaufnahme beträgt 57,9 ± 5,9 ml/kg/min.


3.Während des Triathlonlabortestes hatte die gewählte Belastung hinsichtlich der Herzfrequenz in Bereichen gelegen, die der
maximal erreichten Herzfrequenz während der erschöpfenden Fahrradspiroergometrie (186 ± 13 min-1) nahezu entsprachen.


Am Ende des Schwimmteiles hatten wir 183 ±7 min-1 gemessen.


Der Radteil war bei einer Belastung von 91-94% der maximalen Herzfrequenz absolviert worden.


Die höchsten Werte wurden während des Laufteiles erreicht, wobei die abschließend erreichten Maximalwerte mit 192 ± 8 min-1
sogar deutlich über denen der Fahrradspiroergometrie (186 ± 13 min-1) lagen.


4.Auffälliges Ergebnis war die bei einer relativ niedrigen gewichtsbezogenen Sauerstoffaufnahme erbrachte Radleistung im
Triathlontest. So wurde der Radteil von den Frauen bei ca. 60% der bei der Fahrradspiroergometrie erreichten VO2max absolviert. Im
Vergleich dazu, erbrachten die von RÜB 1991 untersuchten Männer ihre Radleistung bei ca. 74% der maximalen
Sauerstoffaufnahme.


Bei Untersuchungen von Kaderathleten war von Werten bis 90% von PFÜTZNER und NEUMANN 1991 berichtet worden.


Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass hier noch große Leistungsreserven bei den von uns untersuchten Amateur-Triathletinnen liegen.


5.Die gemessenen Laktatwerte im Verlaufe des Triathlontestes liegen insgesamt bei der Männer- wie auch der Frauengruppe mit
Werten zwischen 4,5 und 7mmol/l sehr hoch. Diese Ergebnisse decken sich mit denen anderer Untersucher. Wobei auch hierbei
eine niedrigere metabolische Belastung der Frauen während des Radteiles auffällt 4,8 ± 2,2 mmol/l der Frauen vs. 6,9 ± 2,6
mmol/l der Männer.


Insgesamt bleibt festzustellen, dass eine Sportart wie der Triathlon, durch die Kombination von 3 Einzelsportarten, eine sehr komplexe
Leistungsdiagnostik erfordert. Diese muß einerseits in der Lage sein, Aussagen über die Leistungsfähigkeit in jeder einzelnen der 3
integrierten Sportarten zu geben und andererseits Voraussagen über die zu erwartende Gesamtwettkampfleistung geben können.


Dazu sind leicht zu handhabende und jederzeit reproduzierbare Einzeltests - wie der Feldstufentest im Laufen - notwendig. Dieser ist
für jeden Verein ohne größeren apparativen und personellen Aufwand durchführbar und kann den Sportlern wichtige Hinweise zur
Trainingsgestaltung und zur Entwicklung der Ausdauerleistungsfähigkeit in den einzelnen Trainingsbereichen geben. Damit ist er ein
einfaches Mittel zur Trainingssteuerung sowie auch zur Erfolgskontrolle, beispielsweise anhand der Verschiebung der
Laktatleistungskurve. Ergänzend können, insofern ein entsprechendes Sportmedizinisches Institut zur Verfügung steht, spiroergometrische
Untersuchungen - wie die bei den vorliegenden Untersuchungen eingesetzte erschöpfende Fahrradspiroergometrie - zur
Leistungsdiagnostik angewandt werden. Dabei können genauere Aussagen über die Ausdauerleistungsfähigkeit getroffen , Vergleiche zu
Hochleistungssportlern angestellt und detaillierte Hinweise zur Trainingsgestaltung gegeben werden.


Der für die vorliegende Dissertation inaugurierte komplexe Triathlon-Wettkampftest ist in der Lage, Aussagen über die Leistungsfähigkeit
bei einem Wettkampf zu machen. Er kann im Gegensatz zu den Einzeltests Besonderheiten, die sich aus der Aneinanderreihung der 3
Sportarten ergeben, erfassen. Aus Vergleichen mit Einzeltests lassen sich dann auch Rückschlüsse ziehen, welche Auswirkungen
Vorbelastungen, wie das Radfahren, auf die anschließenden Laufleistung haben.


Allerdings bleibt festzustellen, dass der Wettkampftest aufgrund eines immensen zeitlichen, apparativen und personellen Aufwandes
spezialisierten Zentren vorbehalten sein sollte und auch zukünftig sein wird.


Die hier vorgestellten leistungsmedizinischen Parameter von hessischen Amateur-Triathletinnen sind in Übereinstimmung mit JOKL 1983
und NOWACKI 1983 eine Bestätigung, dass intensiv in einer Ausdauer-Kraftsportart trainierende Frauen den Standard von gut bis sehr gut
trainierten Männern erreichen.