TY - THES T1 - Untersuchungen zu Entstehung, Häufigkeit, Auswirkungen sowie Prävention von sekundären Effloreszenzen an den Knochenvorsprüngen und der Gesäugeleiste bei Saugferkeln T3 - Giessen : VVB Laufersweiler A1 - Ruetz,Monika Y1 - 2013/01/02 N2 - Die durchgeführten Untersuchungen hatten zum Ziel, Häufigkeit und Schweregrad von sekundären Effloreszenzen und von Zitzennekrosen bei verschiedenen Fußbodenmaterialien im Sauenstand- und Ferkelaktionsbereich unter Berücksichtigung weiterer möglicher Einflussfaktoren zu analysieren, um Ansätze zur Verbesserung der Haltungsbedingungen für Saugferkel zu finden. Hierfür wurden 4.029 Saugferkel aus 384 Würfen in 6 Betrieben am durchschnittlich 5. Lebenstag einer Einzeltieruntersuchung unterzogen, welche besonderes Augenmerk auf das Auftreten von sekundären Effloreszenzen in Form von Hautläsionen über Knochenvorsprüngen sowie Zitzenabrasionen legte. Bei den Zitzenabrasionen wurde die Zahl der nekrotisch veränderten Zitzen erfasst. Die Beurteilung der Hautveränderungen erfolgte getrennt für sämtliche Knochenvorsprünge im Extremitätenbereich sowie am Brustbein und im Kinnbereich (0 = keine Abschürfungen, 1 bis 3 = gering, mittel- bzw. hochgradige Schürfwunden) und wurde anschließend zu einer Befundnote (die Werte zwischen 0 und 24 annehmen konnte) zusammengefasst und kategorisiert. Schließlich wurden verschiedene Einflussfaktoren (z.B. Wurfnummer und –größe, Geschlecht, Lebendmasse, Puerperalerkrankungen der Sau, Wasserversorgung der Ferkel) betrachtet und verglichen, welche sich auf das Auftreten von sekundären Effloreszenzen beim Saugferkel auswirken können. Zur Prüfung der Häufigkeitsunterschiede kam der Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest, zum Vergleich der Mittelwertunterschiede zumeist eine univariate Varianzanalyse zur gleichzeitigen Beachtung mehrerer fixer Faktoren zur Anwendung. Die größte Häufigkeit von hochgradigen Gelenkabschürfungen (44,2 %) und Zitzennekrosen (13,8 %) trat auf Dreikantstahlrosten (im Sauen- und Ferkelaktionsbereich) auf, so dass dieser Boden aus Tierschutzsicht kritisch zu beurteilen ist. Deutlich geringere Häufigkeiten an hochgradigen Schürfwunden (25,5 % bzw. 13,9 %) und Zitzennekrosen (9,4 % bzw. 8,5 %) waren auf Kunststoffrosten bzw. kunststoffummanteltem Streckmetall festzustellen, so dass diese beiden Fußbodenmaterialien als tierfreundlicher zu bezeichnen sind (bei Verlegung im Ferkelaktionsbereich). Das Material im Sauenstandbereich hatte einen geringeren Einfluss auf das Auftreten von sekundären Effloreszenzen im Bereich der Knochenvorsprünge im Vergleich zum Material im Ferkelaktionsbereich. In Kombination mit kunststoffummanteltem Streckmetall im Ferkelaktionsbereich schnitt Guss im Sauenstandbereich ähnlich gut ab wie kunststoffummanteltes Streckmetall (5,7 % bzw. 3,3 % hochgradige Läsionen), wohingegen auf Dreikantstahlrosten mit 13,7 % deutlich mehr Gelenkabschürfungen vorkamen. Eine Erhöhung des Standplatzes der Sau („Step two“) sowie das Geschlecht der Ferkel hatten keinen Einfluss auf das Auftreten von sekundären Effloreszenzen. Zwischen dem Auftreten von Zitzennekrosen und der Lebendmasse am durchschnittlich 5. Lebenstag gab es einen signifikanten Zusammenhang, wobei schwerere Ferkel eine größere Anzahl nekrotischer Zitzen aufwiesen. Als ursächlich wird hierbei die erhöhte Bewegungsaktivität dieser Ferkel beim Säugevorgang angesehen. Die stärksten Läsionen traten wiederum auf Dreikantstahlrosten im Ferkelaktions- und Sauenstandbereich auf (bei 28,6 % der Tiere wurde der Befund „Zitzennekrose“ gestellt und bei 23,7 % waren sogar mehrere Zitzen betroffen). Zwischen der Wurfgröße zum Zeitpunkt der Untersuchung und dem Grad sowie der Häufigkeit der entstandenen sekundären Effloreszenzen gab es in der vorliegenden Untersuchung keinen erklärbaren Zusammenhang. Ebenso wirkte sich die Parität nicht – wie vorher erwartet – auf das Auftreten und den Schweregrad von Gelenkabschürfungen sowie Zitzennekrosen aus. Die Jungsauenwürfe waren nicht stärker von sekundären Effloreszenzen betroffen als Ferkel aus Würfen multiparer Sauen. Ebenfalls entgegen vorheriger Erwartungen wirkte sich das Auftreten von Puerperalerkrankungen in der vorliegenden Untersuchung nicht auf die Häufigkeit und den Ausprägungsgrad an sekundären Effloreszenzen aus. Es wird vermutet, dass das Ergebnis von Faktoren mit deutlicherem Einfluss (wie z.B. die Fußbodengestaltung) überlagert wird. Zusammenfassend lassen sich zwei Aussagen treffen: 1. Den größten Einfluss auf sekundäre Effloreszenzen in Form von Gelenkabschürfungen und Zitzennekrosen hat das Fußbodenmaterial in der Abferkelbucht. 2. Es gibt weitere Faktoren, die das Auftreten von sekundären Effloreszenzen ebenfalls fördern können, die aber nach Optimierung allein zur Prävention nicht ausreichen. Folgende stallbauliche und Management-Empfehlungen sollen helfen, das Auftreten von Technopathien in Form von sekundären Effloreszenzen zu vermindern: - beim Bau neuer Abferkelbuchten sollte ein Material im Ferkellaufbereich Verwendung finden, welches das Auftreten von Gelenkschürfungen und Zitzenabrasionen auf ein Minimum beschränkt – zur Zeit ist eindeutig den kunststoffummantelten Streckmetallrosten der Vorzug zu geben, - beim Neubau muss bei der Materialauswahl im Sauenstandbereich ein Kompromiss eingegangen werden, da das „ferkelschonendste“ Material für Sauen laut diverser Literaturangaben (EDWARDS und LIGHTFOOT 1986) nur bedingt geeignet ist – hier kann deshalb der Einsatz von Guss als Alternative empfohlen werden, - bei der Auswahl der Art des Sauenstandbereiches ist es mit Blick auf die Häufigkeit und den Schweregrad sekundärer Effloreszenzen unerheblich, ob eine Variante mit oder ohne „Step two“ gewählt wird, - bei bestehenden Abferkelbuchten beeinflusst das Alter eines Fußbodens das Verletzungsgeschehen bei Saugferkeln weitaus weniger als das Material selbst. Die Beachtung der nachfolgend aufgelisteten Faktoren kann außerdem helfen, die Häufigkeit des Auftretens von Gelenkabrasionen und Zitzennekrosen zu vermindern: - Puerperalerkrankungen bei Muttersauen müssen mittels prophylaktischer Maßnahmen auf ein Minimum beschränkt werden; bei dem Auftreten eines akuten klinischen Geschehens sind betroffene Sauen sofort zu behandeln, - der freie Zugang für Saugferkel zu „offenen“ Wasserstellen mit sauberem Wasser in den ersten Lebenstagen wirkt sich positiv auf die Lebendmasseentwicklung aus und kann helfen, sekundären Effloreszenzen vorzubeugen, - die Wurfnummer der Sau hat keinen hervorzuhebenden Einfluss auf das Auftreten von sekundären Effloreszenzen; es sollte stets eine gründliche Einzeltierbeobachtung erfolgen, - fußbodenunabhängig erhöht sich bei Ferkeln mit vergleichsweise hoher Lebendmasse das Auftreten von Zitzennekrosen; solange kein entkräftender Nachweis für die Unerheblichkeit dieser Läsionen bei Zuchtferkeln erbracht wurde, sollte eine Prävention dieser Verletzungen mittels Abkleben der Gesäugeleiste durchgeführt werden. CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek SN - 978-3-8359-5960-6 AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2013/9145 ER -