TY - THES T1 - Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Risikofaktoranalyse nach Semitendinosussehnenersatzplastik des vorderen Kreuzbandes A1 - Meißner,Steffen Tobias Y1 - 2012/11/12 N2 - Einleitung: Das Ziel dieser Studie ist die Bestimmung der Risikofaktoren für das Ergebnis im Langzeitverlauf 8-12 Jahre nach autologer Semitendinosussehnenersatzplastik des vorderen Kreuzbandes. 149 Patienten der Justus-Liebig-Universität wurden zum Nachuntersuchungstermin eingeladen, davon erschienen 60 Patienten. Ausgewertet wurden die Daten von 52 Patienten (38 Männer und 14 Frauen), die im Mittel zum Zeitpunkt der Operation 29,6 Jahre und zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 39,4 Jahre alt waren. Die Nachuntersuchung fand durchschnittlich 117 (Spannweite: 93 – 152, Median: 111) Monate nach dem arthroskopisch durchgeführten Kreuzbandersatz statt. Methoden: Der Therapieerfolg wird einerseits anhand der subjektiv vom Patienten beantworteten Fragen zur Funktionalität und Beschwerdesymptomatik sowie andererseits durch erhobene Aktivitätsscores beurteilt (Anamnesebogen, Aktivitätsscore nach Tegner und Lysholm, Noyes-Score). Einzelbefunde zur Bandstabilität (klinische Untersuchung, KT-1000TM-Messung), zur Kniebeweglichkeit und zu Symptomen der Transplantatentnahmestelle ergänzen die Gesamtbeurteilung durch den IKDC-Evaluationsbogen. Mit Hilfe des Röntgenbildes ist ein Vergleich zwischen den Ablichtungen des Kniegelenkes unmittelbar postoperativ und zum Zeitpunkt dieser Nachuntersuchung möglich. Besondere Berücksichtigung gilt dabei der Beurteilung der Arthroseentwicklung, der Bohrkanalplatzierung (Impingement nach Howell und Taylor) und der Bohrkanalausweitung. Ergebnisse: Im Gesamtergebnis des IKDC-Scores erreichten 43 Studienteilnehmer (82,7%) die Kategorie „normal“ bzw. „fast normal“. 24 Nachuntersuchte (46,2%) hielten ihr ursprüngliches Aktivitätsniveau vor der VKB-Ruptur auch postoperativ nach Abschluss der Rehabilitationsmaßnahmen aufrecht. Sowohl die Stabilitätsmessung mit dem KT-1000TM-Arthrometer als auch die klinische Untersuchung der Flexibilität zeigten in der Nachuntersuchung positive Ergebnisse. Eine hohe Stabilität des Kniegelenks steht in Zusammenhang mit einem guten Ergebnis in der IKDC-Abschlussbewertung. Zur Überprüfung möglicher perioperativer Einflussfaktoren wurden das „Aktivitätsniveau zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung“, die Ergebnisse des „Noyes Scores“ und die Ergebnisse der „IKDC-Abschlussbewertung“ auf einen Zusammenhang mit dem Alter, dem Geschlecht und dem Body-Mass-Index des Patienten getestet. Für das Patientenkollektiv dieser Studie konnte allerdings kein signifikanter Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den genannten Zielgrößen und den Einflussfaktoren gefunden werden. Sensibilitätsstörungen an der Transplantatentnahmestelle wurden von der Mehrheit der Patienten nicht empfunden oder nur als sehr gering angegeben. Die klinische Relevanz der Bohrkanalausweitung ist unklar. Bei dem untersuchten Patientenkollektiv konnte zwischen den Tunnelausweitungen und der Stabilität des Kniegelenks zum einen und dem IKDC-Gesamtergebnis des jeweiligen Patienten zum anderen kein Zusammenhang festgestellt werden. Trotz einer signifikanten Bohrkanalausweitung von durchschnittlich 3,0 mm im Laufe der Jahre zeigte sich zum Zeitpunkt unserer Nachuntersuchung bei 84,6% der Patienten ein fester Anschlag im Lachman-Test und eine Seitendifferenz von 0 - 3 mm der vorderen Schublade bei maximalem Kraftaufwand mit dem KT-1000TM Arthrometer. Im Vergleich der Röntgenaufnahmen zwischen dem Zeitpunkt der Operation und dem Zeitpunkt der Nachuntersuchung wiesen 34,7% der Studienteilnehmer keine Veränderungen des Röntgenbefundes auf. Die klinischen Langzeitergebnisse erwiesen sich als stark abhängig vom Gelenkstatus zum Zeitpunkt der Restabilisierungsoperation. Das Ausmaß an Zusatzverletzungen wirkte sich deutlich negativ auf die Entwicklung von degenerativen Veränderungen des Kniegelenks aus. Zwischen dem gewählten Operationszeitpunkt und dem Ausmaß der Arthrose konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Schlussfolgerung: Degenerative Veränderungen des Kniegelenks können auch durch die Restabilisierung des VKB nicht aufgehalten werden. Die Risikofaktorenanalyse ergibt einen höheren Progress degenerativer Verschleißerscheinungen des Kniegelenks im Langzeitverlauf, je größer das Ausmaß an Begleitverletzungen neben dem VKB-Riss ist. Allerdings steigt das Risiko für eine Gonarthrose bei nicht operativ behandelten vorderen Kreuzbandrupturen. Der vordere Kreuzbandersatz mittels autologer Semitendinosussehne ist nach Kenntnis der Langzeitergebnisse dieser Risikofaktorenanalyse eine komplikationsarme Technik mit geringer Entnahmemorbidität und günstigen Elastizitätseigenschaften des Transplantates. Die angewandte Operationsmethode ist als erfolgreich zu bewerten und führt zu einer hohen Patientenzufriedenheit, da die Patienten ihr Aktivitätsniveau wieder erreichen können. KW - vordere Kreuzbandruptur KW - Langzeitstudie KW - Hamstringsehne KW - Kreuzbandersatzplastik CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2012/9055 ER -