TY - THES T1 - Untersuchung zur Häufigkeit, Symptomatik und Prognose puerperaler Erkrankungen der Stute T3 - Giessen : VVB Laufersweiler A1 - Loose,Melanie Y1 - 2012/11/15 N2 - Potentielle Störungen im Frühpuerperium sind vielfältig und haben neben ihrer akuten Bedrohung für das Überleben der Stute eine Bedeutung für die weitere Fruchtbarkeit. In der Literatur finden sich zahlreiche Studien über einzelne puerperale Erkrankungen wie die Retentio secundinarum, Dammrisse oder intestinale Koliken. Studien, die verschiedene Erkrankungen im Frühpuerperium berücksichtigen, sind rar. Ziel dieser Untersuchung war es, Daten hinsichtlich der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen, Risikofaktoren für ihre Entstehung und den labordiagnostischen Parametern von puerperal erkrankten Stuten zu erhalten. Weiterhin sollten die Überlebensraten ermittelt werden. Die Ergebnisse sollen helfen, bestimmte Risikofaktoren zu minimieren, labordiagnostische Parameter leichter zu interpretieren und eine konkretere Aussage über die Prognose für ein Überleben stellen zu können. Dazu wurden die Daten von 308 Stuten, die in den Jahren 2000 bis 2010 behandelt wurden, sowohl retro- als auch prospektiv ausgewertet. Bei der Einlieferung wurden neben einer ausführlichen, standardisierten Anamnese eine Allgemeinuntersuchung und eine geburtshilfliche Untersuchung durchgeführt. Weiterhin wurden labordiagnostische Befunde erhoben. Im Verlauf der Behandlung wurden die Untersuchungen wiederholt. Während der Behandlung aufgetretene Erkrankungen wurden als Komplikationen aufgelistet. Des Weiteren wurden die Dauer des Aufenthaltes sowie der Status bei der Entlassung ausgewertet. Folgende Ergebnisse konnten ermittelt werden: - Die Retentio secundinarum stellte mit 121 erfassten Stuten, die wichtigste puerperale Erkrankung dar. - Die zweithäufigste Erkrankung war die Lochiometra, gefolgt von Dammrissen, intestinalen Koliken und Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina. - Je nach Grunderkrankung wurden 30,1 % bis 90,9 % der Tiere mit mehreren Erkrankungen in der Klinik vorgestellt. Retentio secundinarum - Eine vollständige Nachgeburtsverhaltung konnte signifikant schneller (10,6 ± 11,5 Stunden) erfolgreich behandelt werden, als eine partielle (39,6 ± 34,5 Stunden).(p < 0,0001) - 53,7 % der Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung wiesen vorberichtlich eine Geburtsstörung auf. - Es konnte kein statistischer Zusammenhang zwischen der Dauer der einzelnen Abnahmeversuche der Nachgeburt und dem Auftreten von weiteren Komplikationen festgestellt werden. - 14 % der an einer Retentio secundinarum erkrankten Stuten entwickelten eine puerperale Hufrehe. - Die Herz- und Atemfrequenz der Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung war am Tag der Einlieferung deutlich erhöht und sank im Laufe der Behandlung ab. Dieses Absinken erwies sich als statistisch hochsignifikant (p < 0,0001). - Am ersten und fünften Behandlungstag unterschied sich die Herzfrequenz von Stuten, die starben und denen die überlebten signifikant (pTag1 = 0,012; pTag5 = 0,025). - Vom ersten bis zum fünften Behandlungstag zeigte sich eine positive, hochsignifikante Korrelation zwischen dem Allgemeinbefinden und dem späteren Zustand bei der Entlassung (pTag1 < 0,0001 bis pTag5 = 0,0001 mit rs Tag1 = 0,5 und rs Tag5 = 0,38). - Stuten, die im Verlauf der Behandlung euthanasiert werden mussten, hatten initial signifikant höhere Blutglukosekonzentrationen (p = 0,0001) als Stuten, die überlebten. - Stuten, die euthanasiert werden mussten, zeigten am ersten Behandlungstag statistisch signifikant niedrigere Gesamtproteinkonzentrationen als Stuten, die überlebten (p = 0,018). - Es zeigte sich eine negative Korrelation (p = 0,0004; rs = - 0,27) zwischen dem zeitlichen Abstand von der Austreibung des Fohlens bis zur Vorstellung in der Klinik und dem Zustand bei der Entlassung. - Weitere Erkrankungen und Komplikationen haben einen statistisch hochsignifikanten Einfluss auf den späteren Zustand bei der Entlassung (p < 0,0001). Weitere Erkrankungen - Von den 308 vorgestellten Stuten erkrankten 87 an einer Lochiometra. - Stuten mit einer Lochiometra nach schweren Geburtsstörungen entwickelten signifikant häufiger Komplikationen als Stuten, die spontan geboren hatten (p = 0,013). - Die rektale Körperinnentemperatur bei Stuten mit einer Lochiometra unterschied sich am ersten Tag statistisch signifikant (p = 0,0089) zwischen Stuten, die starben und denen, die überlebten. Es ergab sich eine negative Korrelation (rs = - 0,29). - Es zeigte sich am ersten und dritten bis fünften Tag eine signifikante Korrelation (pTag1 = 0,018 bis pTag5 = 0,045 mit rs Tag1 = 0,29 bis rs Tag5 = 0,22) zwischen dem Allgemeinbefinden und dem Zustand bei der Entlassung. - Bei Stuten mit einer Lochiometra zeigte sich eine negative Korrelation (p = 0,0029; rs = - 0,32) zwischen dem zeitlichen Abstand von der Austreibung des Fohlens bis zur Vorstellung in der Klinik und dem Zustand bei der Entlassung. - Dammrisse ersten bis dritten Grades traten bei 15,3 % der Stuten auf. - Zwischen Stuten mit und ohne Dammrissen konnte ein statistisch signifikanter Unterschied in der Parität festgestellt werden (p = 0,0077). Über die Hälfte der erkrankten Stuten war primipar. - Gastrointestinale Komplikationen traten bei 36 der 308 erfassten Stuten auf. 47,2 % von ihnen zeigten bei ihrer Einlieferung weitere Erkrankungen. - Bei Stuten mit intestinalen Koliken ist die Prognose für das Überleben der Stute ungünstig. 41,7 % der erkrankten Tiere mussten euthanasiert werden. - Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina traten bei 33 Stuten auf. - Stuten, die isoliert an Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina erkrankt waren, konnten zu 100 % gesund oder in Heilung befindlich entlassen werden. - Hypo- und Agalaktie traten bei 14 der 308 erfassten Stuten auf. Davon litten 71,4 % der Tiere bei ihrer Einlieferung an weiteren Erkrankungen. - Inversionen und Invaginationen des Uterus traten bei 13 Stuten auf. 69,2 % der Stuten zeigten bei ihrer Einlieferung weitere Erkrankungen. - Stuten mit Inversionen und Invaginationen des Uterus litten zu 69,2 % an einer Dystokie. - Es wurden elf Stuten mit Hämorrhagien vorgestellt. 90,9 % zeigten weitere Erkrankungen. Die Überlebensrate betrug 27,3 %. - Bei neun Stuten wurde eine Zervixverletzung diagnostiziert. 66,7 % von ihnen wurden mit weiteren Erkrankungen in die Klinik eingeliefert. - Bei einem Drittel der an Zervixverletzungen erkrankten Stuten wurde zuvor eine Fetotomie durchgeführt. - Uterusrupturen kamen bei acht Stuten vor. Die Hälfte der Tiere litt bei ihrer Einlieferung an weiteren Erkrankungen. - Keine Stute mit einer Uterusruptur überlebte. Sie stellt damit die prognostisch ungünstigste Erkrankung dar. - Mastitiden kamen bei acht Stuten vor. 37,5 % von ihnen zeigten bei der Einlieferung weitere Erkrankungen. - Es kam bei vier Tieren zu einem Uterusprolaps. Zwei Stuten überlebten nicht, sie litten zusätzlich an einer gastrointestinal bedingten Kolik. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass Störungen im Frühpuerperium der Stute vielfältig sind. Eine isolierte Betrachtung einzelner Erkrankungen ist nicht zeitgemäß. Eine besondere Bedeutung sollte dem Auftreten von weiteren Erkrankungen, aber auch den Komplikationen während der Behandlung beigemessen werden, damit ein Überleben der Stute gesichert und eine erneute Zuchtnutzung ermöglicht wird. CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek SN - 978-3-8359-5946-0 AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2012/9043 ER -