TY - THES T1 - Telomeraseaktivität als neuer Prognoseparameter bei Neuroblastomen im Säuglingsalter A1 - Müller,Melanie Y1 - 2002/09/08 N2 - Das Neuroblastom ist der häufigste solide Tumor im Kindesalter außerhalb des ZNS. Diese Erkrankung ist besonders kompliziert durch ihren schwer vorhersehbaren Verlauf und die deutlich unterschiedliche Prognose in den einzelnen Stadien. So kann er sich in einem Stadium trotz ausgeprägter Metastasierung plötzlich spontan zurückbilden oder zu einem benignen Geschwulst ausreifen. In lokalisierten, zunächst als günstig eingeschätzten Stadien hingegen, muß man ein schnelles, nicht aufzuhaltendes Wachstum feststellen. Diese Tatsache wirft für das Neuroblastom immer wieder die Frage nach neuen Markern auf, die einen Hinweis auf den weiteren Verlauf der Erkrankung geben können. Dieses erhofft man sich von der Telomerase. Hierbei handelt es sich um ein Enzym, das der Zelle dazu verhilft, ihre eingeschränkte Teilungsfähigkeit zu überwinden und eine unendlich große Wachstumspotenz zu erreichen. In vielen anderen Tumoren wurde sie in bis zu 99% der Fälle nachgewiesen, wo sie eindeutig mit einer schlechten Prognose korreliert.
Wir untersuchten daher die Bedeutung der Telomeraseaktivität in Neuroblastomen für deren Prognose.
Hierfür wurden 109 Neuroblastome verschiedener Stadien mittels des Telomerase-PCR-ELISA untersucht. Die Tumorproben entstammen der Tumorbank des Neuroblastomlabors, unter der Leitung von PD Dr. H. Christiansen.
Für die Aktivitätsmessung verwendeten wir das Kit für ‚Telomerase PCR ELISA‘ der Firma Boehringer Mannheim. Es wurden kleinste Teile der Tumoren lysiert und nach dem ‚telomeric repeat aplification protocol‘ weiterbearbeitet. Das Protokoll beruht auf dem Prinzip, Produkte der Telomerase nachzuweisen. Hierfür macht man sich ihre Funktion zu Nutze, telomerische DNA an einen Primer zu hängen, die anschließend mittels der PCR amplifiziert wird. Liegt in der Probe keine Telomerase vor, wird keine DNA synthetisiert und somit auch nicht amplifiziert. In einem weiteren Arbeitsschritt kann eine Amplifikation durch Antikörpermarkierung der telomer-spezifischen Sequenz und nachfolgender Farbreaktion im ELISA nachgewiesen werden.
In 28 der 109 untersuchten Neuroblastome konnte eindeutig Telomeraseaktivität nachgewiesen werden, während hingegen 68 der Tumoren als telomerasenegativ und 13 als grenzwertig eingestuft wurden. Eine Aktivität in über 90% der Tumoren wie in den meisten anderen Versuchsreihen konnte nicht gefunden werden.
Der Nachweis von Telomeraseaktivität in einem Neuroblastom, ungeachtet der Stadien-oder Altersverteilung, korreliert eindeutig mit einer schlechten Prognose des Patienten und hat daher Bedeutung als negativer Prognosefaktor.
Die größte prognostische Aussagekraft ergibt sich allerdings für die Gruppe der Säuglinge, die normalerweise aufgrund ihres Alters eine relativ gute Prognose haben, welche sich bei Nachweis von Telomeraseaktivität des Neuroblastoms entscheidend verschlechtert.
Wir konnten in unserer Versuchsreihe eine signifikante Korrelation der Telomeraseaktivität mit der Amplifikation des MYCN-Gens belegen. Die jüngsten Daten zeigen hier, daß die mRNA Expression der katalytischen Untereinheit der Telomerase durch das c-MYC-Protein verstärkt wird und lassen so auch eine Vermutung auf eine solche aktivierende Rolle von MYCN zu.
In den Stadien IV und IVs, die gelegentlich klinisch schwer zu unterscheiden sind, könnte Telomeraseaktivität in Zweifelsfällen eine Entscheidungshilfe sein. Hier sind allerdings Studien mit einer höheren Anzahl an IVs Neuroblastomen notwendig. CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2002/815 ER -