TY - THES T1 - Die Sonographie des Hüftgelenkes bei Deutschen Schäferhundwelpen vom 1. Lebenstag bis zur 8. Lebenswoche A1 - Flöck,Alexander Y1 - 2002/09/08 N2 - Die Hüftsonographie ist seit 20 Jahren in der Humanmedizin etabliert und wird als das bildgebende Verfahren der Wahl zur Diagnose von Hüftreifungsstörungen beim Säugling in den ersten Lebenswochen genutzt. Es wird ein standardisierter Untersuchungsgang angewendet, bei dem quantitative (Knochenwinkel Alpha und Knorpelwinkel Beta) und qualitative Parameter bestimmt werden. Mit der Hilfe von Standardwerten wird eine Typisierung des Hüftgelenkes vorgenommen. Im Gegensatz zur Humanmedizin wird das Vorliegen einer Hüftgelenksdysplasie beim Hund mit der standardisierten Röntgenuntersuchung im Rahmen des offiziellen Screeningverfahrens in einem wesentlich höheren Alter diagnostiziert. Das zu untersuchende Tier ist bereits 12 Monate bzw. 13 bis 18 Monate alt (große und schwere Rassen). Die Untersuchungen wurden mit dem Ultraschallgerät Toshiba Powervision 8000 mit einem 8 – 15 MHz Linearschallkopf an 78 Hüftgelenken von 38 verstorbenen und einem lebenden Deutschen Schäferhundwelpen (1. Lebenstag bis 8. Lebenswoche) durchgeführt. Zunächst erfolgte die Darstellung der anatomischen Strukturen sonographisch und der Vergleich mit präparierten Hüftgelenken. Ab dem 1. Lebenstag konnten die einzelnen Anteile des Hüftgelenkes beim DSH-Welpen sonographisch identifiziert werden. Neben der Sonoanatomie des Hüftgelenkes wurde die sonomorphologische Entwicklung des Gelenkes beschrieben. Der fortschreitende Verknöcherungszustand des Femurkopfes wurde bis zur 8. Lebenswoche beschrieben. Am Ende der 8. Lebenswoche war bis auf einen dünnen äußeren Saum und der Wachstumsfuge der gesamte Femurkopf verknöchert. Der Ossifikationskern des Oberschenkelkopfes hatte eine solche Größe angenommen, dass durch die distale Schallauslöschung die distalen Strukturen des Azetabulums nicht mehr eingesehen werden konnten. Beim Säugling verknöchert der Femurkopf wesentlich langsamer. Dort kann bis zum 12. Lebensmonat das Azetabulum eingesehen werden. Ein Standarduntersuchungsgang mit drei Standardschnittebenen mit Befundung wurde erarbeitet. Dabei wurden folgende Parameter an den Hüftgelenken ermittelt: Alpha-Knochen- und Beta-Knorpel-Winkel, Distraktionswert, Epiphysenscheibenhöhe, Gelenkkapseldicke, Femurkopfkontur-Kapselabstand. Der Standarduntersuchungsgang aus der Humanmedizin konnte modifiziert beim Deutschen Schäferhundwelpen vom ersten Lebenstag bis zur achten Lebenswoche angewendet werden.Zunächst erfolgt die Identifikation der anatomischen Strukturen. Dabei soll beim DSH-Welpen im Unterschied zum Säugling das Os ileum, die Gelenkkapsel und das Labrum aceta- bulare aufgesucht werden. Die laterale Standardebene wurde analog zur Humanmedizin durch drei Schnittpunkte (Unterrand des Os ileum, knöcherner Erker des Pfannendaches, Labrum acetabulare) festgelegt. Zum Aufsuchen der Schnittebene muss im Unterschied zum Säugling der Schallkopf um ca. 30° aus der senkrechten Ebene in Richtung Sagittalebene des Tieres gekippt und um ca. 20° in seiner Längsrichtung in Richtung Tarsalgelenk gedreht werden. Im Gegensatz zur Humanmedizin stellte sich der knöcherne Erker beim DSH-Welpen in der Regel nicht eckig dar. Aus diesem Grund muss beim Einzeichnen der Ausstell- und Pfannendachlinie der Umschlagspunkt der Konkavität des Azetabulums in die Konvexität des Darmbeines als Drehpunkt genommen werden. Zur Überprüfung der Wiederholbarkeit bei der Bestimmung der Winkelwerte wurden die Winkel an jedem Hüftgelenk fünf mal bestimmt. Die Wiederholbarkeitsprüfung für den Alpha- und Beta-Winkel zeigte eine gute Wiederholbarkeit bei der Bestimmung des Alpha-Winkels (s der Wiederholbarkeit=0,88) und eine geringgradig schlechtere Wiederholbarkeit für den Beta-Winkel (s der Wiederholbarkeit=2,45). Die Korrelationsprüfung zwischen dem rechten und linken Hüftgelenk war für beide Winkel hoch signifikant (p<0,001). Die Regressionsanalyse auf Altersabhängigkeit ergab sowohl für den Alpha- als auch für den Beta-Winkel eine hohe Signifikanz (p<0,001). Die ermittelten Alpha- und Beta-Winkel wiesen erhebliche Abweichungen von den Parametern der Säuglingshüfte auf. Der errechnete Minimalmittelwert des Alpha-Winkels innerhalb der fünf Messungen betrug 72° und der Maximalwert 86,2°. Die Mittelwerte der fünf durchgeführten Messungen des Beta-Winkels lagen zwischen 26° und 63°. Eine Reifungskurve analog zur Humanmedizin wurde für beide Winkel erstellt. Dazu wurden fünf Altersgruppen definiert (1., 3.; 5,5., 7. und 8. Lebenswoche). Für jede Altersgruppe wurden die Mittelwerte der Winkel errechnet. Die Reifungskurve des Alpha-Winkels zeigte einen Anstieg von 76,2° (1. Lebenswoche) bis auf 85,4° (8. Lebenswoche). Der Beta-Winkel zeigte eine deutliche Abnahme von 55,9° (1. Lebenswoche) bis auf 31,6° (8. Lebenswoche). Zur quantitativen Ermittlung der Gelenklockerheit des Hüftgelenkes beim Welpen diente der Distraktionswert. Dabei wurde die Subluxationsfähigkeit des Femurkopfes in kranio-dorsale Richtung sonographisch an der lateralen Standardebene dargestellt und durch Messungen quantitativ bestimmt. Der Distraktionswert lag bei den untersuchten Welpen zwischen 0,5 mm und 4,3 mm. Der Mittelwert betrug 1,8 mm (Standardabweichung=0,84). Die Einzelwerte zeigten deutliche Schwankungen innerhalb desselben Tieres und innerhalb der einzelnen Altersgruppen (z. B. Welpe 36 Tage alt: Distraktionswert rechts von 4,3 mm und links von1,4 mm). Es konnte keine Korrelation zwischen dem rechten und linken Gelenk nachgewiesen werden (p=0,18). Die Epiphysenscheibenhöhe wurde an der lateralen Standardebene mit Außenrotation der Gliedmaße bestimmt. In der ersten Lebenswoche konnte die Epiphysenscheibenhöhe noch nicht gemessen werden, da zu diesem Zeitpunkt noch kein Ossifikationskern des Femurkopfes sichtbar war. Innerhalb der zur Verfügung stehenden Welpen konnte bei dem 15 Tage alten Welpen die Epiphysenscheibenhöhe gemessen werden. Die Epiphysenscheibenhöhe lag bei den untersuchten Welpen zwischen 2,5 mm (15 Tage alter Welpe) und 9,3 mm (58 Tage alter Welpe). Die Regressionsanalyse auf Altersabhängigkeit und die Korrelationsanalyse zwischen dem rechten und linken Hüftgelenk waren signifikant. Es wurde eine deutliche Zunahme der Epiphysenscheibenhöhe mit zunehmendem Alter festgestellt. Die Gelenkkapseldicke und der Femurkopfkontur-Kapselabstand wurde an der inguinalen Schnittebene bestimmt. Die Gelenkkapseldicke lag bei den untersuchten Welpen zwischen 0,2 mm und 0,6 mm. Sowohl die Regressionsanalyse auf Altersabhängigkeit, als auch die Korrelationsanalyse zwischen dem rechten und linken Hüftgelenk waren mit p<0,001 signifikant. Die Methode zur Ermittlung des Femurkopfkontur-Kapselabstandes wurde neu definiert. Der Femurkopfkontur-Kapselabstand wurde zwischen der äußeren knorpeligen Kontur des Femurkopfes und der Gelenkkapsel gemessen. Der Minimalwert betrug 0,2 mm und der Maximalwert 1,3 mm. Mit zunehmendem Alter wurde auch eine Zunahme des Femurkopfkontur-Kapselabstandes festgestellt. CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2002/813 ER -