TY - THES T1 - Veränderungen des pulmonalen Gasaustauschs und der Hämodynamik während Ein-Lungen-Beatmung unter Almitrinbismesylat und Stickstoffmonoxid T3 - Wettenberg : VVB Laufersweiler 2006 A1 - Bickel-Schumacher,Claudia Y1 - 2006/04/12 N2 - Die Ein-Lungen-Beatmung nimmt in der Thoraxchirurgie eine stetig wachsende Stellung ein. Dies führte dazu, dass das Interesse an der Lösung des zentralen anästhesiologischen Problems, die drohende Hypoxämie, ebenfalls stieg. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Möglichkeiten das transpulmonale Shuntvolumen während der Ein-Lungen-Beatmung zu reduzieren. Nachdem in den 80er Jahren Versuche mittels mechanischer Manipulation, wie zum Beispiel die Verwendung von Tourniquets oder die Einschwem-mung eines Ballonkatheters in die Pulmonalarterie der zu operierenden Seite, unternom-men wurden, gewinnen heute Methoden der pharmakologischen Beeinflussung des transpulmonalen Shuntvolumens an Bedeutung. Grundsätzlich kann dies auf zwei Wegen erreicht werden: Einerseits kann die Oxygenierung durch eine verstärkte Vasokonstriktion der nichtventilierten Seite erreicht werden, andererseits kann eine pulmonale Vasodilata-tion innerhalb der beatmeten Seite deren Ventilations-Perfusions-Verhältnis verbessern. Da eine intravenöse Gabe von Vasodilatatoren unspezifisch die hypoxische Vasokonstrik-tion hemmt, müssten die Vasodilatatoren selektiv in die pulmonale Strombahn der belüfte-ten Seite appliziert werden. Hier bietet sich die inhalative Verabreichung des Vasodilata-tors Stickstoffmonoxid (NO) an. Infolge seiner inhalativen Applikation und der schnellen Inaktivierung durch Hämoglobin beschränkt sich der vasodilatatorische Effekt auf die ven-tilierten und damit oxygenierten Bereiche der Lunge. Ein weiterer möglicher Ansatz zur Beeinflussung des transpulmonalen Shuntvolumens liegt in der intravenösen Gabe von Almitrin. Almitrin agiert selektiv als Vasopressor in der pulmonalen Strombahn und ruft einen agonistischen Effekt auf die hypoxische pulmonale Vasokonstriktion hervor. Studien an Patienten mit ARDS zeigten einen additiven Effekt bei Kombination aus inhalativer NO-Applikation und intravenöser Almitringabe. Eine ebenfalls additive Wirkung während der Ein-Lungen-Beatmung erscheint daher denkbar.
Ziel der Untersuchungen war eine optimale Dosierung einer inhalativen NO-Verabreichung, einer Almitrin-Infusion und einer Kombination beider Substanzen wäh-rend der Ein-Lungen-Beatmung zu ermitteln und die Frage zu beantworten, ob sich die Oxygenierung während der Ein-Lungen-Beatmung unter der Verabreichung von Almitrin und/oder NO verbessern lässt.
Hierfür wurden Untersuchungen an 68 Schweinen der Rasse „Deutsches Landschwein“ durchgeführt. Die ersten Untersuchungen dienten der Dokumentation des Spontanverlau-fes unter Ein-Lungen-Beatmung und der Evaluierung der optimalen Konzentrationen von NO und Almitrin. Die narkotisierten und in Rückenlage fixierten Versuchstiere wurden über ein Tracheostoma intubiert. Des weiteren wurde über die linke Arteria carotis com-munis mittels chirurgischer Präparation ein arterieller Zugang etabliert und darüber ein System zur kontinuierlichen Blutgas-Analyse (Paratrend® 7+, Agilent Technologies, Böb-lingen, Deutschland) eingeführt. Über eine Schleuse in der rechten Vena jugularis externa wurde ein Pulmonaliskatheter (5F, Baxter Healthcare Corporation, Irvine USA) implantiert, wobei durch Kontrolle der kontinuierlich aufgezeichneten Druckkurve sichergestellt wur-de, dass sich die Spitze des Katheter gerade hinter der Pulmonalklappe befand. Zuletzt wurde über einen Unterbauchschnitt die Harnblase freipräpariert und ein Ballonkatheter eingeführt.
Die erste Messung erfolgte stets unter Zwei-Lungen-Beatmung in Rückenlage. Danach wurden die Versuchstiere in Seitenlage verbracht, die unten liegende Lunge intubiert und eine Thorakotomie durchgeführt. Nach Erreichen eines „steady state“ wurde die zweite Messung vorgenommen, welche die Ausgangslage unter Ein-Lungen-Beatmung dokumen-tierte. Nun wurde, mit Ausnahme bei der Kontrollgruppe zur Bestimmung des Spontanver-laufes unter Ein-Lungen-Beatmung, je nach Versuchsprotokoll mit der Insufflation von NO in Konzentrationen von 4, 8, 16 und 32 ppm bzw. mit der Gabe von Almitrin in Konzent-rationen von 2, 4 oder 16 µg kg-1min-1 begonnen und zu den festgelegten Zeitpunkten Messungen vorgenommen. Die statistische Auswertung der Daten ergab, dass 8 ppm NO und 2 µg kg-1min-1 Almitrin den größten Anstieg des Sauerstoffpartialdruckes und die effek-tivste Reduzierung des intrapulmonalen Shuntvolumens zur Folge hatten, jedoch keinen Einfluss auf Parameter wie Herz-Zeit-Volumen, arterieller und pulmonalarterieller Mittel-druck nahmen. Aus diesem Grund wurde einer Gruppe der Versuchtiere 8 ppm NO kon-tinuierlich über die gesamte Versuchsdauer verabreicht sowie einer weiteren Gruppe eine Kombination von 8 ppm NO und 2 µg kg-1min-1 Almitrin. Diese Untersuchungen führten zu dem Schluss, dass die Kombination von 8ppm NO und 2 µg kg-1min-1 Almitrin gegen-über der alleinigen Gabe von 2 µg kg-1min-1 Almitrin keinen additiven Effekt auf den pul-monalen Gasaustausch bewirkt. Der Anstieg des Sauerstoffpartialdruckes fiel in beiden Gruppen jedoch deutlich ausgeprägter aus als in der Gruppe mit alleiniger Inhalation von 8 ppm NO. Des weiteren reduzierte 2 µg kg-1min-1 Almitrin ebenso wie die Kombination von 8 ppm NO und 2 µg kg-1min-1 Almitrin die Durchblutung von Shunt-Arealen und er-höhte damit die Durchblutung von Arealen mit normalem Ventilations-Perfusions-Verhältnis. Keine der drei medikamentösen Regime führte jedoch zu einer Veränderung in der Hämodynamik im Vergleich zu der unbeeinflussten Anpassung an die Ein-Lungen-Beatmung. CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek SN - 3-8359-5016-9 AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/2799 ER -