TY - THES T1 - Psychosoziale Faktoren bei sehr kleinen Frühgeborenen mit Essstörung : eine qualitativ-quantitative Studie A1 - Müller,Kathrin Y1 - 2016/01/20 N2 - Hintergrund: Frühgeborene haben es aufgrund ihrer Unreife besonders schwer, den komplexen Vorgang der Nahrungsaufnahme zu erlernen. Aufgrund ihrer Unreife werden sie zu Beginn ihres Lebens in einem intensivmedizinischen Setting versorgt, wodurch die Nahrungsaufnahme und somit auch die Ausbildung des Gefühls von Hunger und Sättigung behindert ist. Diese Faktoren bedingen, dass sie es besonders schwer haben die komplexe Koordination von Atmung, Nahrungsaufnahme, Körperhaltung und Schlucken zu erlernen. In dieser Zeit ist zudem das Familiensystem geprägt von Sorgen und Angst um das Frühgeborene. Ziel: Ziel der Studie war es die psychosozialen Faktoren von Essstörungen bei Frühgeborenen genauer zu untersuchen und sich dabei auf Interaktions- und Familienprobleme zu fokussieren. Methoden: Untersucht wurden alle in einem Zeitraum von 24 Monaten zwischen Mai 2012 und April 2014 am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Standort Gießen lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500g und einer Entbindung vor der 32. Schwangerschaftswoche bis zum 1. Lebensjahr. Im Maximum wurden somit 39 Frühgeborene 68 Elternteile wiederholt mittels Fragebogenbatterie untersucht, und dabei erfasst, ob das Frühgeborene eine Essstörung entwickelt hat und wie zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß der psychosozialen Belastung bei den Eltern ist. Ergebnis: Es zeigte sich zu Messzeitpunkt T0 (n=39) 12,8%, zu T1 (n=32) 12,5%, zu T2 (n=30) 16,7% und zu T3 (n=24) 12,5% eine Essstörung bei Frühgeborenen. Dabei zeigten die Väter von essgestörten Frühgeborenen mit p = .04 signifikant mehr Probleme im Bereich als Alexithymie als die Vergleichsgruppe Väter Frühgeborener ohne Essstörung. Zudem zeigen die Väter zu Messzeitpunkt T2, dem Zeitpunkt mit dem höchsten Auftreten einer Essstörung, in den Allgemeinen Familienbögen mit p = .008 signifikant mehr Probleme in der Kontrolle und mit p = .05 signifikant mehr Probleme in der Angst vor dem Verlassenwerden im Vergleich. Im Bereich des Temperaments, gemessen durch den Infant Characterstic Questionnaire, beschrieben die Mütter von essgestörten Frühgeborenen diese mit p = .04 als signifikant weniger „behäbig, schwerfällig“ im Vergleich und die Väter sie zwischen den Messzeitpunkten als signifikant unvorhersagbarer. Diskussion: Es entsteht somit der Eindruck, dass die Väter in der Interaktion mit Familie bei auftretender Essstörungsproblematik die Spontanität in ihrem Handeln verlieren und das Familiensystem mehr kontrollieren. Die Machtkämpfe, die bei Essstörungen zwischen Kindund fütternder Mutter entstehen, haben sich in dieser Untersuchung, wie es scheint, auf eine andere Ebene wiederholt. Die Temperamentsbeschreibung zu dieser Phase unterscheidet sich insbesondere in der Dimension „Schwierigkeit, Behäbigkeit“, da Mütter von Kindern mit einer Essstörung diese signifikant weniger auffällig in diesem Bereich beschreiben. Hintergrund für die signifikanten Auffälligkeiten bei den Vätern im Gegensatz zu den Müttern könnte zum einen in der Passivität der Väter begründet sein, die sich durch die hauptsächliche Versorgung des Kindes durch die Mutter und die berufliche Tätigkeit der Väter erklärt. Aufgrund der annähernd signifikanten Abwehr im Antwortverhalten der Mütter bleibt es jedoch zu diskutieren, welchen Anteil dieses Antwortverhalten der Mütter hat, indem sie keine signifikanten Belastungen angeben. KW - Frühgeborene KW - Essstörung KW - psychosoziale Faktoren CY - Gießen PB - Universitätsbibliothek AD - Otto-Behaghel-Str. 8, 35394 Gießen UR - http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2016/11876 ER -